Folter war keine Erfindung des Mittelalters, wurde dort aber perfektioniert. Sie war nicht Teil der Bestrafung, sondern Teil der Urteilsfindung und wurde nicht nur bei Verdacht auf Hexerei, sondern auch bei anderen Straftaten angewandt …
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Gab es Schwierigkeiten beim Schuldbeweis, weil Zeugen fehlten oder man nicht auf frischer Tat ertappt wurde, wurde Zwang durch Folter ausgeübt, um den Beschuldigten zum Geständnis zu bringen, oder - wie im Falle der Hexerei - um weitere Namen von Ketzern und Hexen zu erpressen, die dann ebenfalls in die Mühlen der Justiz gerieten.
Auf diese Weise ließen sich auch politische und wirtschaftliche Konkurrenten aus dem Weg räumen. Der Fantasie der Richter, Schergen und Vollstrecker war dabei keine Grenzen gesetzt. Um die Strafverfolgung noch effektiver durchführen zu können, ersann man sogar einen neuen Berufsstand: den des Hexenjägers. Besonders Mitglieder der Bettelorden - einst Speerspitze der Inquisition - betätigten sich sehr rege auf diesem Gebiet und arbeiteten der weltlichen Führung zu.
Die Stufen der Folter
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Territion Die Androhung mit der Folter ausserhalb der Folterkammer
2. Anlegen und Vorführen der Folter-Instrumente durch den Henker
3. Eingangsfolter (weiche Folter) Daumenschrauben, Beinschrauben
4. Streckfolter oder Wippe (Königin der Folterqualen)
5. Variable Foltermethoden je nach Gusto der Hexenkommission
Bei den Hexenprozessen war Folter das zentrale Mittel, um zu einem Urteil zu kommen. Zeigte sich ein Opfer während der Folter besonders standhaft, so wurde dies von der Kommission als Zeichen dafür gewertet, dass der Teufel seine Schülerin oder Liebschaft mit unmenschlicher Kraft ausgestattet hat, um die Tortur ohne Geständnis und damit auch ohne Verrat des Teufels zu überstehen. Um den Teufel in seine Schranken zu verweisen, wurden die Folterinstrumente und der Mund des Opfers deshalb von den Justizdienern zuvor meist mit Weihwasser besprüht. Die Schweregrade der Folter waren von Landstrich zu Landstrich und je nach Laune der Henker unterschiedlich.
Ebenso, ob man sich als Beschuldigter einen Anwalt leisten konnte oder ob sich überhaupt ein Anwalt fand. Während der peinlichen Befragung jedenfalls war juristischer Beistand nicht zugegen. Wer in einem Hexereiprozess in die Mühlen der Folter geraten war, entkam ihnen eher tot als lebendig. Sehr wahrscheinlich mussten inhaftierte Frauen neben der offiziellen peinlichen Befragung auch sadistische und sexuelle Übergriffe der schlimmsten Art über sich ergehen lassen. In der Grauzone des Gesetzes war es ein Leichtes, perverse Handlungen vorzunehmen und niedere Triebe gefahrlos und sensationslüstern auszuleben. Da spielte die Angst der „Befrager“ vor dem Teufel anscheinend keine Rolle mehr. Selbst auf Mundknebel zur Unterdrückung der durchdringenden Schmerzensschreie wurde oft verzichtet. Dieser besondere „akustische Kick“ blieb auch vor den Haftmauern nicht ohne Wirkung. Es ist überliefert, dass Passanten in die Nähe von Folterstätten schlichen, um dort ihre seltsame Neugier zu befriedigen.
“Ich habe gesehen welchermaßen sie den festen Leib des Menschen zertrümmern,
ich habe gesehen, wie sie die Glieder voneinander treiben, die Augen aus dem Haupte zwingen,
die Füße von den Schienbeinen reissen, die Gelenke aus den Spannadern bewegen,
bald das Ober in das Unter, bald das Unter in das Oben wenden.
Es sind wohl die armen Leute an einem Stück hin ganze 24 Stunden gepeinigt und dieselben
zwanzig, dreißig, vierzig oder fünfzigmal aufgezogen und zwar so hart,
daß die Sonne durch den Leib geschienen und man ihnen das Eingeweide hab sehen können.”
von Johann Matthäus Meyfahrt (Theologe): Christliche Erinnerung an gewaltige Regenten.
Foltertod
Es war zwar nicht Sinn und Zweck der Folter, den Inquisiten zu ermorden, doch der „zufällige Tod“ unter der Folter wurde meist billigend in Kauf genommen. Andererseits beherrschten gerade die Folterknechte und Henker die „Kunst“, bei ausgerenkten Gliedmassen wirklich zu helfen und sie benutzten auch schmerzlindernde Salben.
Der Kerker als Attraktion
Oftmals wurden hochrangige Gäste der Stadt auch gegen Bezahlung in die Kerker geführt
Diese alten Fotos stammen aus dem "fünfeckigen Turm" in Nürnberg - dort wurden die präsentierten Folterinstrumente bis ins
zwanzigste Jahrhundert ausgestellt.
Die "eiserne Jungfrau" - ebenfalls im fünfeckigen Turm ausgestellt. Bei dieser Gelegenheit sollte erwähnt werden, dass es sich bei der Eisernen Jungfrau nicht um ein Tötunginstrument handelt, sondern es war ursprünglich eine Art Schandmantel. Die eisernen Dornen wurden übrigens erst nachträglich eingesetzt, um die Besucher der Ausstellung zu schockieren.
Auch wenn es für unsere Moralvorstellungen schwer nachvollziehbar ist: die folgenden Abbildungen haben alle nichts mit Folter zu tun, sondern dies waren die ganz normalen Leibstrafen, die teilweise bis ins Jahr 1871 zur Anwendung kamen.
Leibstrafen des Mittelalters